Altershilfeverein Muldental kritisiert Petra Köppings
Corona-Politik
Ministerin stellt sich vor Ort der Diskussion / Förderverein
bricht Lanze für Ehrenamt
Wurzen. Ende August fand eine spezielle Einladung den
Weg in den Briefkasten der Sächsischen Staatsministerin
für Soziales und gemeinschaftliches Miteinander.
Rund drei Monate später sitzt Petra Köpping
(SPD) tatsächlich persönlich in Wurzen. Sie
folgte der Einladung des Fördervereins Altershilfe
Muldental. Die Mitglieder beklagten sich darüber,
dass die vielen Ehrenamtlichen im Gesundheitssektor
aufgrund der strengen Corona-Auflagen in ihrer Tätigkeit
eingeschränkt werden zum Leidwesen der Menschen,
die eigentlich vom Engagement des Vereins profitieren
sollen: die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Was zeichnet die Vereinsarbeit überhaupt aus?
Altershilfeverein Muldental mit vielseitigen Angeboten
Gegründet wurde der Förderverein im Jahr
1999. Damals habe es vor allem für private Pflegeheime
keine bis wenig soziale Betreuungsangebote für
die Bewohner gegeben, erklärt der Vereinsvorsitzende
Hans Werner Bärsch, der selbst Betreiber eines
Pflegeheims in Brandis war. Eines der Kernelemente der
Vereinsarbeit sei es, die gesellschaftliche Teilhabe
für ältere Menschen zu ermöglichen. Daher
sei das Ziel, die Themen des Alters öffentlich
zu diskutieren und älteren Menschen konkrete Hilfe
zukommen zu lassen. Grundlage der Vereinstätigkeit
ist die Pflege von Altersdemenz betroffener Menschen.
Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Angebot des
Fördervereins. Mittlerweile werden Englischkurse
für Senioren angeboten, es gibt ein "Internetcafé",
in dem unter Anleitung der Umgang mit dem Heimcomputer
geübt werden kann, zudem finden Bewegungs- und
Tanzstunden sowie Malkurse und vieles mehr statt.
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Besonders stolz scheinen die Vereinsmitglieder auf den "Sinngarten"auf
dem Gelände der Altenheimgesellschaft Muldental zu sein.
Schwerpunkt ist die Anregung der menschlichen Sinne durch
spezielle Reize besonders für an Demenz Erkrankte.
Auf dem Rundweg erleben die Patienten verschiedene Oberflächen,
Gerüche, Geräusche und können verschiedene
Spielgeräte benutzen. So sollen Orientierung und Erinnerung
aktiv unterstützt werden.
Selbsthilfegruppe dienen dem Austausch und geben Halt
Unter dem Dach des Fördervereins gibt es derzeit zudem
drei aktive Selbsthilfegruppen, also selbstorganisierte Zusammenschlüsse
von Menschen, die ein gleiches Problem oder Anliegen haben
und gemeinsam daran arbeiten. Beate Tost ist seit 2012 Leiterin
der Selbsthilfegruppe für Angehörige von Demenz-
und Alzheimerpatienten in Wurzen und selbst Betroffene. "Mein
damaliger Lebenspartner erhielt die Diagnose mittelschwere
Demenz Typ Alzheimer. In der Selbsthilfegruppe fand ich die
benötigte Hilfe", berichtet Tost. Als eine Leitung
für die Wurzener Gruppe gesucht wurde, habe sie sich
berufen gefühlt, etwas zurückzugeben. Das ist nun
bereits zehn Jahre her.
10 bis 15 Personen würden regelmäßig zu den
monatlich stattfindenden Treffen der Selbsthilfegruppe erscheinen.
"Bei uns geht es um den gemeinsamen Austausch, wir geben
uns gegenseitig Halt", erklärt Beate Tost. Etwas
skeptisch blickt sie in die Zukunft, denn das Ehrenamt sei
stark von Einzelpersonen abhängig. "Wenn ich das
irgendwann nicht mehr mache, dann stirbt die Selbsthilfegruppe",
ist sie sich sicher.
"Ehrenamtliche sind die Basis des sozialen Miteinanders"
Die Corona-Situation habe vor allem den Ehrenamtlichen viel
abverlangt, findet Alexander Klatt, Mitglied des Vorstandes.
Er und die Vereinsmitglieder wünschen sich daher von
Seiten der Politik mehr Unterstützung und Freiheiten
in der Ausübung ihrer Tätigkeiten. Der an Köpping
adressierte Brandbrief zeigt anscheinend Wirkung, denn die
Staatsministerin bleibt insgesamt mehr als eine Stunde zum
Gespräch, stellt Nachfragen und wirkt interessiert. Die
Bedeutung des Ehrenamts für die Gesellschaft sei ihr
bewusst. Ehrenamtliche sind für Länder und
Bund nicht ersetzbar, betont Köpping.
Vereinsmitglied Cornelia Woitek, die das Gespräch moderierte,
zeigt sich zufrieden mit dem Besuch der Ministerin. Trotzdem
erwarte sie nun auch Ergebnisse. Denn ohne das Ehrenamt gehe
es nicht. Woitek findet abschließend die passenden Worte:
Ehrenamtliche sind die Basis des sozialen Miteinanders.
Quellenangabe: LVZ Muldental vom 05.12.2022, Seite 31
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